Die Weihnachts-Reise der Abgeordneten des Stimmkreises durch den Landkreis fand im Krankenhaus Waldsassen ihren Höhepunkt. Hier gab es heiße Diskussionen über den Fortbestand des Hauses und über Neuregelungen durch den Bund.
Auch in diesem Jahr besuchten die Abgeordneten Tobias Reiß und Albert Rupprecht Krankenhäuser, Polizeiinspektionen und den BRK-Kreisverband. Eine gute Gelegenheit für die Politiker, sich darüber zu informieren, was den Verantwortlichen und Behördenleitern auf den Nägeln brennt und wie die Politik hier weiterhelfen kann. Umgekehrt ist es auch eine Gelegenheit der Öffentlichkeit mitzuteilen, was Neues für die Zukunft geplant ist. Letzterer Aspekt brachte dieses Jahr im Haus Waldsassen der Kliniken Nordoberpfalz nur wenig Erfolg.
Keine Antworten
Finanzchef Manfred Tretter als Vertreter der AG hielt sich sehr bedeckt, wie die Zukunft des Hauses aussehen wird. Fragen, die den Waldsassenern auf den Nägeln brennen, wurden zwar von Bürgermeister Bernd Sommer und Ludwig Spreitzer gestellt. Der AG-Sprecher blieb die Antworten aber schuldig. Nachdem vergangene Woche die chirurgische Abteilung abgezogen wurde und das Personal jetzt im Tirschenreuther Haus tätig ist, ging es konkret darum, ob und wann es in Waldsassen einen Chefarzt für die verbliebene internistische Station geben wird.
Manfred Tretter verwies auf das Zukunftskonzept 2025 der Kliniken AG, das derzeit in Arbeit sei und alle Häuser berücksichtige. Im Laufe des kommenden Jahres soll es vorgestellt werden. Tretter verwies darauf, dass Oberarzt Dr. Josef Pova bis auf weiteres der kommissarische Leiter im Waldsassener Haus sei.
Mit diesen Aussagen war vor allem Ludwig Spreitzer nicht zu frieden. Er hatte sich eine klare Positionierung seitens der AG gewünscht. Was ihn am meisten ärgere sei, dass der Ärztliche Leiter der Kliniken AG, Thomas Egginger gegenüber unserer Zeitung gesagt habe, dass der Abzug der Chirurgie schließlich kein Mega-Ereignis darstelle. „Ein schrittweiser Abbau ist ein Mega-Ereignis“, sagte Spreitzer. Das schaffe Unruhe, so der Sprecher, der sich Dr. Josef Pova als den künftigen Mann auf dem Chefsessel der Inneren vorstellen könnte. „So wie das jetzt ist, ist das ein untragbarer Zustand.“ Manfred Tretter hielt dagegen, dass in Waldsassen sowohl ambulant als auch orthopädisch eine gute Versorgung gewährleistet sei. Mit dem Krankenhaus, dem MVZ Stiftland und einer leistungsfähigen internistischen Praxis sowie einer funktionierenden Notarztversorgung, sei die medizinische Versorgung in der Region gewährleistet.
Erhalt kleiner Häuser
Dr. Pova widersprach: „Was draußen ambulant läuft, ist keine gute Versorgung.“ Das wisse er aus Erfahrungen aus seiner ehemaligen eigenen Praxis. „Gute Medizin ist da nicht machbar. Die ambulante Versorgung ist weit weg von dem, was der Patient braucht.“ Auch aus diesem Grund kämen viele Patienten ins Krankenhaus. Ein wesentlicher Punkt, der für den Erhalt kleinerer Häuser spreche. „Das ist künftig unsere Aufgabe. Wenn wir das jetzt verpassen und Nachwuchs erst in 7 bis 10 Jahren zu erwarten ist, haben wir riesige Lücken und schließlich Unterversorgung.“
Manfred Tretter kritisierte die verschobenen Rahmenbedingungen durch den Bund. Der Versorgungszuschlag von rund 1,2 Millionen Euro im Gesamtbudget der AG habe bisher zur freien Verfügung gestanden. Nun sei dies in das Personalstärkungsgesetz umgewandelt worden. Dadurch werde den Häusern massiv Geld entzogen. Natürlich müsse die Pflege gestärkt werden, stellte der Sprecher fest. Nachdem der Arbeitsmarkt den Bedarf aber gar nicht hergebe, sehe man die Regelung im Haus eher kritisch. Denn es ginge schließlich darum alle Berufsgruppen entsprechend zu finanzieren. Jetzt laufe die Schere zwischen Pflege und dem Rest weit auseinander. Man habe gehofft, dass Tarifsteigerungen zu 100 Prozent finanziert würden. Nun sei die Grenze erreicht, um kostendeckend arbeiten zu können. Er kritisierte auch, dass der Bundesgesundheitsminister angesichts der vollen Kassen der Krankenkassen (20 Milliarden Euro) Teile davon über Beitragssenkungen an die Versicherten zurückfließen lassen will.
Der Finanzchef der Kliniken AG wäre begeisterter, wenn stattdessen dieses Geld den Gesundheitsdienstleistern wie Krankenhäusern, Reha-Kliniken, MVZs und niedergelassenen Ärzten zugute käme. Auch beklagte er den Ärztemangel. „Wir müssen viel Geld ausgeben, dass wir Ärzte gewinnen.“ Deshalb forderte Tretter mehr Studienplätze. MdB Albert Rupprecht sieht das anders. Er sagte, dass in den vergangenen Jahren immer die Verdichtung in der Pflege zentrales Thema der Gespräche gewesen sei. Da hieß es immer, „macht endlich was“. „Jetzt haben wir massiv was gemacht und nun heißt es, wir müssen insgesamt mehr Geld haben, selbst entscheiden was damit geschieht.“ Der Bund habe zielgenau agiert, wenn er sage jede zusätzliche Pflege werde finanziert und Tarifsteigerungen werden übernommen, um vernünftige Arbeitsbedingungen hinzubekommen. Zwar könne man über Feinjustierung sprechen. Aber das Prinzip sei unantastbar.
Größere Rolle
Rupprecht sagte, dass die wohnortnahe Versorgung gewährleistet sein müsse. Die Rolle der Kliniken AG werde in den nächsten Jahren noch größer werden, wenn viele niedergelassene Ärzte in den Ruhestand gingen. Dafür werde die Regierung Rahmenbedingungen schaffen. „Was Studienplätze betrifft haben wir nicht zu wenig.“ Das Problem sei viel mehr, dass die ausgebildeten Ärzte oft nicht in deutschen Kliniken sondern im Ausland oder in der Industrie landeten. Wer so ein teures Studium (etwa 400.000 Euro) vom Steuerzahler finanziert bekomme, habe auch gegenüber der Gesellschaft Verpflichtungen. Es mache keinen Sinn, noch mehr Leute ins Studium zu schicken, die dann in die Schweiz oder nach England gingen. Das könne nicht die Lösung sein.
Das sieht Bayern anders. MdL Tobias Reiß erklärte, dass das Land 2000 Studienplätze mehr schaffen werde. ,Auch Landarztprämien seien angedacht und die Geburtshilfe an kleinen Standorten müsse erhalten werden.
(Quelle: onetz.de vom 20.12.2018)