Waldeck. (mez) Eine interessante Diskussionsrunde fand zum Thema „Chancen der Digitalisierung für die Region“ in den Hollerhöfen statt. Gleich vier kompetente Redner aus Politik und Wirtschaft tauschten sich mit den Zuhörern hierzu aus.
Große Zustimmung fand ein Vorschlag vom ehemaligenChef des Kemnather Siemens-Standorts Alfred Koch eine Art Netzwerk zum Thema Digitalisierung zu bilden. Ziel dabei ist, die Ideen und Vorstellungen umzusetzen, die auch an diesem Abend nach teils nachdenklichen Redebeiträgen aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmersicht aufgeführt wurden, um die Region gemeinsam voranzutreiben. Als Volltreffer erwies sich an diesem Abend die Idee, dass die arbeitnehmernahe CSA um ihren Kreisvorsitzenden Huberth Rosner aus Tirschenreuth, sowie die Mittelstandsunion um ihren Kreisvorsitzenden Leonhard Zintl zu einer solchen Veranstaltung gemeinsam eingeladen hatten. So konnten immer wieder die teils unterschiedlichen Sichtweisen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern berücksichtigt werden.
Neben Alfred Koch saß auch als Vertreter der Wirtschaft Dr. Josef Scheiber mit auf dem Podium, dem Geschäftsführer der Biovariance GmbH. Ein Unternehmen, dass zu den Top 20 innovativsten Unternehmen im Bereich der Gesundheitstechnologien im letzten Jahr zählt und seinen Sitz von München zurück in die Heimat nach Waldsassen verlegte. Über seine Erfahrungen zum Thema Digitalisierung im Rathaus ging eingangs aber zunächst der Mitterteicher Bürgermeister und Landratskandidat Roland Grillmeier ein. Die Kommunen haben durchaus erkannt, dass gerade im Bereich der Verwaltung gewisse Standards für die Bürger vorgehalten und auch ausgebaut werden müssen, so Grillmeier.
Eine Rathaus muss an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden rund um die Uhr online erreichbar sein, um vor allem einfache Anliegen der Bürgerinnen und Bürger über das Internet erfüllen zu können. Dieser Prozess muss immer weiter entwickelt werden, so der Redner. Wir müssen hier mit den Standards, die in der realen Wirtschaft schon vorherrschen, gerade im Bereich der Verwaltung mithalten und den Bürgern und Unternehmen auch als Online-Dienstleister zur Verfügung stehen. Grillmeier ging hierbei auch auf das Thema möglicher Behördenverlagerungen ein, sah die EDV-Schule in Wiesau als „Schatz für die Region“ an und mahnte aber auch, dass das Thema Breitbandversorgung ein ständiges Thema ist, da technischen Standards sich schnell weiterentwickeln.
Der Kemnather Kämmerer Roman Schäffler blickt mittlerweile auf 33 Jahre an kommunaler Erfahrung zurück. Ich habe vom Tipp-Ex bei der Schreibmaschine bis zur heutigen EDV alles mitgemacht, schmunzelte der Bürgermeisterkandidat leicht. Auch er sieht ein 24/7-Rathaus als zusätzliche Dienstleitung gegenüber dem Bürger als unerlässlich an, gibt aber auch zu bedenken, dass die Technik immer dem Mitarbeiter und auch den Bürgern dienen muss und nicht anders herum. Der Kundenkontakt zum Bürger ist unerlässlich, betontSchäffler. Erst bei solchen Gesprächen können oft die Anliegen richtig erkannt und so dem Bürger geholfen werden.
Weitaus tiefer in die Materie ging Alfred Koch ein. Schnell erkannten die Zuhörer die große Erfahrung, die der ehemalige Chef des Kemnather Siemens-Standort hat. Als ich im Jahr 2010 das erste Mal ein Werk in China besuchte, merkte ich schnell, wie weit voraus dieses Land uns vor zehn Jahren bereits war. Insgesamt als unerlässlich sieht er gewisse Standards in den Betriebsabläufen an. Zu viele individuelle Lösungen führen zu oft und zu schnell aufs Abstellgleis, mahnte der ehemalige Siemensianer. Wir müssen auch bei uns selbst einmal den „Reset-Knopf“ drücken und Abläufe grundsätzlich in Frage stellen und diese hinterfragen. Eine Effizienz in der Geschwindigkeit kann durch standardisierte Automatismen oftmals erreicht werden, so Koch.
Zwar sieht er den Freistaat auf dem richtigen Weg, aber mit Blick auf Baden-Württemberg erkennt man schnell, das man dort bereits weiter ist, so Koch. Auch er sieht vor allem die Mitarbeiter als entscheidenden Faktor bei diesem Prozess. Er empfiehlt im Zeitalter des Fachkräftemangels nicht nur ständig neues Personal versuchen zu gewinnen, sondern vor allem den bestehenden Mitarbeiterstamm mit zu nehmen auf dem digitalen Weg. Schnell wird dadurch eine Art Win-Win-Situation für beide Seiten entstehen, ist sich Alfred Koch sicher. Dr. Alfred Schreiber, der ebenso aus eigener Erfahrung als Mittelständler sprach, stieß in das gleiche Horn und konkretisierte die Chancen für der Region aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Schauen sie sich alleine die Unterschiede bei den Mietpreisen in München im Gegensatz zu unserem Landkreis an, so Scheiber. Unsere Region liegt zudem zentral und München ist trotzdem nicht aus der Welt. Alfred Koch empfahl über den Tellerrand hinauszublicken und auch Bezirksgrenzen in Richtung Bayreuth unbedingt mit einzubeziehen. Wir brauchen neue Denkmuster und einen Masterplan für die Region. MU-Kreisvorsitzender Leonhard Zintl bezog hier auch das Nachbarland Tschechien mit ein. Auch CSA-Kreisvorsitzender Huberth Rosner, der die Veranstaltung moderierte, sah gleich gelagerte Interessen zwischen Arbeitnehmern und – gebern. Er und Zintl kündigten weitere gemeinsame Veranstaltungen an. Es giltgemeinsam die Region voran zubringen und sichere und zukunftsweisende Arbeitsplätze zu schaffen.