Kemnath. (mez) Bei einer Diskussionsrunde bei der Jahresversammlung der Mittelstandsunion referierten der Kämmerer der Stadt Kemnath Roman Schäffler, der Wirtschaftsförderer des Landkreises Dr. Volker Höcht und der stellvertretende Landrat Roland Grillmeier zur Zukunftsperspektive der Region und den sich hierbei stellenden Herausforderungen.
Moderiert wurde die Runde an der sich auch die anwesenden Zuhörer rege beteiligten vom MU-Kreisvorsitzenden Leonhard Zintl aus Waldeck. Dieser mahnte eingangs, dass in der Politik immer mehr nur oberflächlich diskutiert wird und warnte vor einem ständigen Hinterherlaufen von Stimmungen und Trends. Die Glaubwürdigkeit der handelnden Personen geht immer mehr verloren, wenn nur der eigene Machterhalt und nicht klare und nachhaltige Positionen im Vordergrund stehen, mahnte der Redner. Er freute sich, dass es zu gelingen scheint, das die auslaufende regionale Wirtschaftsförderung nochmals um zwei Jahre verlängert wird. Hierdurch bleibt es für Unternehmen weiterhin interessant stärker zu investieren und so auch neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Eine täglich neue Herausforderung für jede Firma bleibt das Thema Digitalisierung, so Zintl weiter. Das Erfolgsgeheimnis hierfür sind für den Kreisvorsitzenden die drei Säulen Haltung, Fähigkeiten und die Organisation dieses Themas. Es sind bereits und werden in den nächsten Jahren viele neue digitale Geschäftsmodelle entstehen, die Arbeitsplätze weltweit und auch in unserer Region spürbar verändern werden, so der MU-Chef. In das gleiche Horn stieß der neue Wirtschaftsförderer des Landkreises Tirschenreuth Dr. Volker Höcht, der in seinem bisherigen beruflichen Werdegang viele Erfahrungen hierzu sammeln konnte. Seit April diesen Jahres steht der neue Wirtschaftsförderer den Unternehmen und Selbstständigen mit Rat und Tat zur Seite.
Aber auch das Thema Fachkräftemangel hat sich der neue Wirtschaftsförderer mit auf die Fahnen geschrieben. Höcht will hier eine noch stärkere Zusammenarbeit mit Schule und Wirtschaft fördern ähnlich wie es bei der OTH in Weiden praktiziert wird. Ziel ist es dort den Studierenden eine praxisorientierte Ausbildung zu ermöglichen und Hochschule und Wirtschaft optimal zu vernetzen. Diese Kooperation mit regionalen Unternehmen schafft dort nachhaltig Synergieeffekte. Die Studierenden profitieren von dem wertvollen Praxis-Know-how, die Unternehmen von den konzeptionellen und operativen Hilfen der OTH Amberg-Weiden.
Der Kämmerer der Stadt Kemnath Roman Schäffler zeigte auf, dass das Thema von fehlenden Arbeitskräften auch den westlichen Landkreis betrifft. Er regte an, das Thema gemeinsam überregional anzupacken und die Zusammenarbeit mit der Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern „Invest in Bavaria“ zu investivieren. Der Kämmerer zeigte in seinem Vortrag auch die Entwicklung der Gewerbesteuer der Stadt Kemnath auf, die sich innerhalb von nur drei Jahren nahezu verzehnfacht hat. Aber auch die umliegenden Kommunen werden davon profitieren, zeigte sich der Kämmerer zuversichtlich, da Kemnath beispielsweise einen höheren Anteil an der Kreisumlage tragen wird.
Fast 13.000 Stellen sind derzeit in der Oberpfalz unbesetzt, fast doppelt so viele wie noch 2006, berichtete der stellvertretende MU-Kreisvorsitzende Roman Melzner aus einer aktuellen Studie der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Bis zum Jahr 2025 werden leider sogar 50.000 Fachkräfte in der Oberpfalz fehlen. Die meisten Fachkräfte fehlen aktuell in Produktion und Fertigung mit knapp 4.700 offenen Stellen. Im Bereich Verkehr und Logistik fehlen der Oberpfälzer Wirtschaft schon jetzt 2.000 Fachkräfte. Im kaufmännischen sowie im Gesundheits- und Sozialbereich sind es 1.600 Fachkräfte.
Eine breite Bildungsoffensive, eine Verbesserung der Beschäftigungschancen von Arbeitslosen und die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen, soll den Fachkräftemangel entschärfen. Außerdem fordert der Verband die gezielte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. Alois Häckl aus Mitterteich ergänzte, dass der Automobilhersteller BMW aktuell seine geplante Investitionen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich in Sokolov an der tschechischen Grenze verwirklicht und dort zwar erfreulicherweise Hunderte Arbeitsplätze schaffen wird. Das bedeutet aber auch die Gefahr, dass viele tschechische Fachkräfte in ihre Heimat zurückgehen und nicht mehr zu uns in den Landkreis pendeln, warnte der ehemalige Bankvorstand.
Der Bürgermeister der Stadt Mitterteich Roland Grillmeier dankte vor allem dem Trio um die Abgeordneten MdB Albert Rupprecht, MdL Tobias Reiß und Finanzminister Albert Füracker. Die Region profitierte spürbar von dem Wirken der drei Abgeordneten in den letzten Jahren. Die Bürgermeister im Landkreis sind oftmals die Motoren, die Mut zeigen und an die Region und deren Bürgerinnen und Bürgern glauben. Roland Grillmeier und Dr. Volker Höcht sahen zudem deutliche Potentiale, die eine landkreisübergreifende Zusammenarbeit im Bereich der Wirtschaftsförderung bewirken können. Grillmeier betonte, wie wichtig es ist, junge Menschen in die Region zurück zu holen und zeigte Wege hierfür auf.
Das Landleben ist wertvoll, wird immer mehr Menschen bewusst, so der stellvertretende Landrat. Gerade auch das Thema Digitalisierung macht deutlich, dass der Standort eines Unternehmens nicht unbedingt in München oder Regensburg sein muss, sondern überall möglich ist. Die Vorteile, die wir hier in unserer Region haben, sind grundsolide Menschen, die Wert auf Beständigkeit und Verlässlichkeit legen, was sich in der geringeren Fluktuation ausdrückt wie sie in den Ballungsräumen vorherrscht. Thomas Völkl aus Kemnath pflichtete ihm bei und sah die Region im Herzen Europas sogar als eine mögliches Silicon Valley für Logistik, die sie dank der Digitalisierung werden kann.