Brand ist ein besonderer Ort. CSU-Landtagsabgeordneter Tobias Reiß stammt von dort. Seit Sonntag gibt es ein zweites politisches Schwergewicht in der 1200-Seelen-Gemeinde.
Christian Doleschal zieht für die CSU ins Europäische Parlament ein. Was ist nun so bemerkenswert in Brand? „Da ist die Luft so gut“, scherzt der 31-Jährige.
Doleschal freut sich wie ein Schellenkönig, als am Sonntagabend die ersten Prognosen der CSU ein ordentliches Ergebnis attestieren. Die Nervosität weicht einer positiven Gelassenheit. „Um 21 Uhr war es absehbar, dass ich es schaffe. Aber ganz sicher war es erst am Montagmorgen.“
Den Wahlabend verbringt Doleschal in München. Am nächsten Tag steht eine Sitzung des Parteivorstands auf der Tagesordnung. Und dann geht’s gleich mit Tobias Reiß am Steuer auf der Autobahn wieder nordwärts. Die Rückfahrt geht in sehr gelöster Stimmung vonstatten – inklusive Vorfreude auf den Empfang am Abend, den die Parteifreunde im heimatlichen Gasthaus Waffenschmied organisiert haben.
Der Alkoholkonsum hält sich bei aller Feierlaune in Grenzen, denn es ist schließlich noch eine Kreisvorstandssitzung zu absolvieren. Und im Terminkalender steht zudem: Dienstag, 28. Mai, 7.45 Uhr, ab nach Brüssel.
„Respekt vor der Aufgabe“
Als am Wahlsonntag die erste Euphorie verflogen ist, spürt Doleschal „einen Riesenrespekt vor den kommenden Aufgaben“. Dessen ungeachtet: „Es wird eine spannende Zeit und ich bin sehr glücklich und dankbar, hier mitmachen zu dürfen.“ Zum Durchschnaufen bleibt allerdings wenig Zeit. Zunächst einmal gilt es mitzuhelfen, eine Mehrheit für Manfred Weber zu organisieren, der EU-Kommissionspräsident werden will.
Die Eingewöhnungsphase in Brüssel und Straßburg wird kurz und intensiv. Die Wohnungssuche steht auch noch auf der Agenda. Eventuell kann Doleschal die Räumlichkeiten von Albert Deß übernehmen. Wie auch immer: „Mein Heimatort bleibt Brand“, sagt der künftige EU-Parlamentarier, der ab 1. Juli offiziell im Amt sein wird. „Und nach Brand werde ich regelmäßig kommen.“
Doleschal hat sich zwei Hauptziele gesteckt: Die Heimat stärken sowie Wirtschaft und Ökologie auf einen Nenner bringen. Das gute Abschneiden der CSU sieht Doleschal der Entwicklung der Partei geschuldet, die in der jüngeren Vergangenheit wieder Vieles richtig gemach habe, unter anderem die verbesserte Zusammenarbeit mit der CDU und einen klar pro-europäischen Wahlkampf.
Den Erfolg der Grünen führt der 31-Jährige nicht zuletzt auf den Zeitgeist zurück. „Sie haben vor allem in den Städten und bei der jüngeren Generation gepunktet. Aber Nachhaltigkeit müsse eben auch mit Bezahlbarkeit einhergehen. „Da muss man die Grünen auch mal entzaubern.“
Doleschal stehen aufregende Zeiten bevor. Nicht nur in politischer Hinsicht. Er und seine Frau Carina erwarten im Oktober ihr erstes Kind. „Wir wissen, was es wird, aber wir sagen es noch nicht.“
Quelle: onetz.de (Manfred Hartung)