Waldeck. (mez) Einen Vortrag zur Entwicklung der Biomedizin hielt Dr. Josef Scheiber bei der Mittelstandsunion des Kreisverbandes Tirschenreuth. Der Geschäftsführer der Firma Biovariance GmbH zeigte die hohe Dynamik und Geschwindigkeit in der Biomedizin auf, in die nicht erst seit Corona deutlich auch finanziell investiert wird.
Auf den ersten Blick weiß man nicht, wer sie ist, die noch kleine Firma aus der beschaulichen Kleinstadt Tirschenreuth im gleichnamigen Landkreis. Wer sich in den letzten Monaten aber einem PCR-Test unterzogen hat und auf dessen Ergebnis wartete, erhielt dieses vermutlich auch von dem Unternehmen von Josef Scheiber. Dieser referierte in den Hollerhöfen zur Entwicklung der Biomedizin in den letzten Jahren. Die Firma erhält mittlerweile aufgrund ihrer Schnelligkeit und Zuverlässigkeit auch Aufträge aus ganz Bayern. Der Geschäftsführer und Gründer Dr. Josef Scheiber ist als anerkannter Fachmann auch bei der Erforschung des Corona-Virus immer wieder gefragt.
Die Biomedizin dient der molekularen und zellbiologischen Erforschung der Ursachen von Krankheiten, um sie ursächlich behandeln und effektiv vorbeugen zu können, erläuterte Dr. Scheiber eingangs. Er zeigte dabei die hohe Dynamik der ständigen Wissensvermehrung im Bereich der Biomedizin auf. Verdoppelte sich das Wissen auf diesem Gebiet im Jahre 1950 noch alle fünfzig Jahre, passiert dies mittlerweile alle 48 Tage, verdeutlichte der Referent die enorme sich daraus ergebende auch weltweite vernetzte Datenlage.
Im Bereich der EDV ist die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten auch sehr stark angestiegen, die aber – insbesondere in den letzten zehn Jahren – in keinster Weise mit den „Sieben-Meilen-Stiefeln“ der Biomedizin mithalten kann. Dr. Scheiber zeigte beispielweise den Schaltplan eines menschlichen Körpers auf. Aufgrund von Statistiken und Hochrechnungen lässt sich ermitteln, welche zellbiologischen Veränderungen weltweit festzustellen sind, die auch Krankheiten oder gar Pandemien verursachen. So kann schneller und effektiver dagegen etwas unternommen werden. Die Möglichkeiten der Forschung und des Wissens, das hier entsteht, war vor einigen Jahren noch undenkbar in diesem Ausmaß, so Scheiber.
Am Beispiel der Krankheit Krebs, dessen Diagnose vor Jahrzehnten noch ein Todesurteil bedeuten konnte, zeigte er, dass seit rund zehn Jahren mittlerweile zumindest eine Lebensverlängerung von mehreren Jahren durch die richtige Behandlung erfolgen kann. Wenn sich diese Wissensdynamik so fortsetzt, wird der Krebs in rund zehn Jahren der Volkskrankheit Diabetes gleich zu setzen sein, so Scheiber. Die neuen Herausforderungen, die aber auf die Menschheit vermehrt zukommen und erforscht werden, sind heimtückische Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson. Wir werden erfreulicherweise zwar immer älter, so der Redner, was aber auch neue Krankheitsbilder zur Folge hat.
Bei einer ausführlichen Diskussion mit den Teilnehmern ging Scheiber auch auf die Corona-Situation in China ein, wo aktuell in Städten wie in Hongkong Millionen an Menschen einfach isoliert werden. In diesen Gebieten wurde der in Europa eher unbekannte Impfstoff Sinovac verabreicht, so Scheiber. Dieser half sehr gut gegen das Delta-Virus, aber anscheinend kaum gegen die Omikron-Variante. Dies ist rein wissenschaftlich gesehen aber auch ein Zeichen dafür, dass eine Impfquote bei uns über rund achtzig Prozent mit unseren Impfstoffen doch nicht so schlecht ist, wie wir alle dachten – und, so Dr. Scheiber, dass vor allem das Impfen definitiv hilft.
Der Bio-Tech-Gründer und gebürtige Tirschenreuther zeigte anhand seiner Präsentation auch viele Erfolge und Fortschritte im Bereich der Biomedizin auf. So berichtete er von der Entwicklung von Bakterien einer Regensburger Firma, die PET-Flaschen und anderen Müll nahezu direkt „auffressen“ und dabei nebenbei auch noch Strom als „Abfallprodukt“ entstehen lassen können. Ebenso berichtete er von im Reaktor gezüchteten gesundem Fleisch, sowie von einem gewissem Elon Musk, der sehr viel Geld in die Biomedizin steckt. Bei den Wissenschaftsprojekten des Tesla-Milliardärs gelang es bei Schweinen erstmals mittels eines Chips Gehirnübertragungen auf ein anders Schwein zu erreichen.
Bei solchen Themen und der ganzen Begeisterung rund um das Thema künstliche Intelligenz müssen wir aber schon jetzt auch ethische Fragen mit in den Fokus rücken, mahnte Dr. Scheiber ausdrücklich. Das Geld für die Forschungen kommt meist aus den USA und China, wo rein finanzielle Ziele die zentralen Treiber sind. Die Mehrheit der Forscher hingegen, die das Knowhow einbringen, kommen überwiegend aus Staaten wie England, Frankreich oder Deutschland, bemerkte der Redner. Wir haben in den letzten zwei Jahren weltweit noch nie so viele Neuzulassungen an Medikamenten wie bisher jährlich gehabt und sind auf dem richtigen Weg. Gesunder Menschenverstand wird aber letztendlich immer unbezahlbar bleiben. Wir haben es in der Hand, ob wir nur zusehen oder auch die Chancen richtig nutzen, pflichtete ihm der MU-Bezirksvorsitzende Benjamin Zeitler bei, der extra sich für den Vortrag von Josef Scheiber Zeit genommen hatte. Auch der Kreisvorsitzende Leonhard Zintl zollte seinen Respekt gegenüber dem Redner und seinem Team „mit dem er ein TOP-Unternehmen aufgebaut hat“. Digitale Transformation und Innovation im Mittelstand sorgen zudem für Arbeitsplätze und stärkt unsere regionale Entwicklung, dankte Leonhard Zintl abschließend.